Bekannt und unbeliebt sind die Brennnesseln wegen der schmerzhaften Schwellungen, die auf der Haut nach Berührung der Brennhaare entstehen. Diese Brennhaare hat die Pflanze als Schutzmechanismus am Stängel entwickelt. Es sind lange Röhren, deren Wände im oberen Teil durch eingelagerte Kieselsäure hart und spröde wie Glas sind. Das untere, flexiblere Ende ist stark angeschwollen und in einen Zellbecher eingesenkt, die Spitze besteht aus einem seitwärts gerichteten Köpfchen, unter dem durch die hier sehr dünne Wand eine Art Sollbruchstelle vorhanden ist.

Brennnesseln lassen sich gefahrlos anfassen, indem man sie von unten nach oben überstreicht. Andernfalls kann das Köpfchen schon bei einer leichten Berührung abbrechen und hinterlässt eine schräge, scharfe Bruchstelle, gleich der einer medizinischen Spritzenkanüle. Bei Kontakt sticht das Härchen in die Haut des Opfers, und sein ameisensäurehaltiger Inhalt („Methansäure“) fließt in die Wunde und verursacht brennenden Schmerz und oft auch Entzündungen.

Unter Gewürzen werden Teile von Pflanzen verstanden, die wegen ihres natürlichen Gehaltes an Geschmacks- und Frischer Brennnessel-Schnitt (z. B. bei Barfußgehen im Brennnessel-Gras-Mulch nach dem Rasenmähen) verursacht bei Hautkontakt keine Schmerzen, weil gebrochene Brennhaare nicht mehr in die Haut einstechen können. Eine Nesselsucht (Urtikaria) folgt aber später und intensiver an den Kontaktstellen mit empfindlichen Hautschichten über der Fußsohle (Knöchel- und Spannbereich). Die von Kieselsäure spröden Brennhaare brechen beispielsweise bei der Mähmesser-Rotation, und das flüssige Gift (Ameisensäure) fließt frei aus. Es verteilt sich bei Kontakt auf der nervenlosen Oberhaut (Epidermis) und dringt schnell durch Poren in die darunterliegende Lederhaut (Dermis), aber erreicht dort erst nach Stunden freie Nervenendigungen (Nozizeptoren). Dagegen schmerzt es bei Hauteinstich ungebrochener Brennhaare schon innerhalb von Sekunden. Die relativ lange Gift-Kontaktzeit ist der späteren Verätzungsintensität direkt proportional. Das in die Lederhaut eingedrungene Gift ist von außen (z. B. Waschen) nicht mehr erreichbar. Das intakte Immunsystem kann nur langsam unter stechenden Schmerzen mit Schwellungen das in die Lederhaut eingedrungene Gift abbauen und die großflächig verätzte Oberhaut kann durch eine neue ersetzt werden. Als Gegenmittel gegen eine Verbrennung hilft der Saft vom Spitzwegerich, der auf die Stelle gerieben wird. Dies nimmt den Schmerz sofort.

Die Brennnessel in der Küche

Junge Brennnesseltriebe werden wegen ihres Vitamingehalts und ihres feinsäuerlichen Geschmacks als Salat und Gemüse geschätzt. Besondere Verbreitung fanden Brennnesselgerichte in Notzeiten, in denen Blattgemüse wie Spinat oder Gartensalat zugunsten nahrhafterer Pflanzen kaum angebaut wurden, und bei der armen Bevölkerung, da Brennnesseln auf Brachflächen und in lichten Wäldern reichlich gesammelt werden können.

Den besten Geschmack haben die ersten, etwa 20 Zentimeter langen Pflanzen im Frühjahr oder bei größeren Pflanzen die Triebspitzen. Der unangenehmen Wirkung der Nesselhaare kann man entgegenwirken, indem man die Triebe in ein Tuch wickelt und stark wringt, sie kurz blanchiert oder ihnen eine kräftige Dusche verabreicht. Ist die Pflanze getrocknet, verliert sie ebenfalls ihre reizende Wirkung.  Übliche Zubereitungen sind roh als Salat (wobei die Nesselhaare durch das Vermischen mit der Sauce zerstört werden) oder blanchiert und wie Spinat verwendet als „Brennnesselspinat“ oder Brennnesselsuppe.

Die Blätter können auch getrocknet und als Tee zubereitet werden. Früher wurden gelegentlich Butter, Fisch und Fleisch in Brennnesselblätter gewickelt, um sie länger frisch zu halten. Tatsächlich verhindern die Wirkstoffe der Brennnessel die Vermehrung bestimmter Bakterien. Diese Praxis ist sogar gerichtsnotorisch: 1902 wurde eine Berliner Milchhändlerin auf Grund der Brennnesselblätter in ihrer Milch wegen Lebensmittelverfälschung angeklagt. Mit der Begründung, dass dies ein „allgemein geübtes Verfahren“ sei, wurde die Händlerin jedoch freigesprochen. In Mitteleuropa, unter anderem den Niederlanden, Luxemburg, Österreich und Deutschland, werden Brennnesseln auch als Zutat für Brennnesselkäse verwendet.

Noch heute gibt man Brennnesseltriebe oder gehackte Brennnesseln als Vitaminträger in das Futter von Küken, Ferkeln und Kälbern, damit sie schneller wachsen; auch als ganze Pflanzen gibt man sie Hausschweinen in der biologischen Landwirtschaft gern als Beifutter.

Brennnessel und Körperpflege

Mit dem Brennnesselhaarwasser versucht man den altersbedingten Haarausfall zu minimieren. Des Weiteren hilft Brennnesselshampoo gegen Schuppen. Als Badezusatz verspricht die Brennnessel Linderung bei Gliederschmerzen und Hautproblemen. Sogar gegen Asthma soll ein Sud aus Brennnesseln gut sein. Wer’s versuchen will: Brennnesseltee soll auch gegen Akne helfen.